Ein kurzes Portrait über eine der besten Künstlerinnen unserer Zeit! Darf ich euch Poppy vorstellen?
Kaum eine Künstlerin hat in den letzten Jahren die Grenzen zwischen Musik, Kunst und digitalen Medien so verschmolzen wie Poppy. Mit einer außergewöhnlichen Mischung aus surrealer Ästhetik, tiefgreifenden Botschaften und einem Hauch von Geheimnis hat sie mich schon zu Beginn ihrerer Karriere neugierig gemacht. In diesem Beitrag möchte ich euch meine Bewunderung für diese einzigartige Persönlichkeit erklären und ihre bemerkenswerte Entwicklung von den frühen YouTube Videos bis hin zu ihrem Status als gefeierte Musikerin wiedergeben.
Die Anfänge auf YouTube: Verwirrende Videos und Provokation
Poppy betrat die digitale Bühne mit einer Reihe von bizarren, oft schwer einzuordnenden YouTube-Videos, die zwischen Dadaismus und popkulturellem Kommentar schwankten. Diese Clips, oft nur wenige Minuten lang, zeigten sie in minimalistischen Szenerien, wie sie scheinbar belanglose Dinge tat – etwa, wie sie wiederholt „I am Poppy“ sagte – und damit die Aufmerksamkeit auf die Oberflächlichkeit von Internetpersönlichkeiten lenkte:
Viele Videos ergaben auf den ersten Blick keinen Sinn, regten aber genau deshalb zum Nachdenken an. Warum spricht Poppy mit einer Schaufenster Puppe namens Charlotte? Warum mit einer Pflanze? Wer sind „SIE“, die ihr vorschreiben, was sie zu sagen und anzuziehen hat? Der Kaninchenbau war endlos… Hier ein paar meiner Favoriten von damals:
Gleichzeitig wirkten die Videos wie ein Spiegel für die Zuschauer, die mit ihrer Erwartungshaltung und ihrem Konsumverhalten konfrontiert wurden. Poppy schaffte es, diese eigentümliche Kombination aus Verwirrung, Humor und unterschwelliger Kritik in ein Markenzeichen zu verwandeln. Aber da hörte es nicht auf: Poppy spielte ihre Rolle, ihren Charakter überall in der Öffentlichkeit. Besonders gefallen hat mir dieses relativ frühe Interview – es gilt als eines der ersten Videos, wo sie fast vor Lachen aus der Rolle gefallen ist:
Sie war nicht nur eine YouTuberin, sondern ein lebendes Kunstprojekt. Das hat mich schon damals abgeholt und tut es noch. Auch wenn es heute offensichtlicher eine „Show“ ist. Während ihre Videos und der Youtube Kanal Fahrt aufnahmen, startete sie gleichzeitig ihre musikalische Karriere. Mit der Zeit erfuhr die Öffentlichkeit immer mehr über eine Person, die wohl im Hintergrund die Fäden zog…
Die Zeit mit Titanic Sinclair: Kreative Zusammenarbeit und Schattenseiten
Ein zentraler Faktor in Poppys früher Karriere war ihre Zusammenarbeit mit Titanic Sinclair. Gemeinsam schufen sie ein mediales Universum, das ansprechend, aber auch beunruhigend war. Sinclair war sowohl Co-Schöpfer als auch Regisseur vieler Poppy Videos und half, ihren einzigartigen Stil zu formen. Doch hinter der Fassade der Kreativität verbargen sich dunklere Untertöne. Während dieser Zeit entstanden die ersten Songs, die mir bis heute gut gefallen. Besonders der Reggae Jam und die Teufel / Illuminati Symbolik von Lowlife oder die Message von Money:
Die Beziehung zwischen Poppy und Sinclair wurde von Konflikten und Manipulationen geprägt, wie sie später öffentlich machte. Ihre Befreiung aus dieser problematischen Dynamik markierte einen Wendepunkt in ihrer Karriere und ihrem Leben. Auch mit ihrem ersten Management gab es wohl einige Probleme, weshalb sie sich auf einen Schlag von beidem befreite. Es war ein kraftvoller Akt der Selbstbestimmung.
Neuanfang und musikalische Entfaltung
Nach der Trennung von Sinclair begann Poppy, ihre eigene Stimme in einem ganz neuen Licht zu entdecken. Dies zeigte sich besonders in ihren musikalischen Werken, die zunehmend vielseitiger und experimenteller wurden. Sie begann, verschiedene Genres zu erkunden und dabei Pop mit Metal, Industrial und Avantgarde-Elementen zu verschmelzen. Das beste Beispiel ist ihr erstes Album unter dem neuen Label: I Disagree (2020). Die Message war klar und deutlich im Albumtitel enthalten. Der gleichnamige Song zeigt ebenfalls in Songtext und Video, was Poppy von ihren bisherigen Partner hielt:
Das ganze Album geht schon sehr in die Metal Richtung, auch wenn man noch den ursprünglichen Stil hier und da raushören kann. Bis heute ist das Album bei Fans sehr beliebt – und auch einer meiner absoluten Lieblingssongs ist darauf zu finden:
Ihre Alben wurden zu Plattformen, auf denen sie ihre innere Stärke und kreative Freiheit ausdrücken konnte. Doch das kam nicht bei allen Fans gut an. Von Pop zu Metal und dann zu Industrial waren schon sehr starke Richtungsänderungen. Poppy experimentierte mit ihrer neuen Freiheit und so erschienen schon bald zwei weitere Alben: Flux (2021) und Zig (2023). Beide wieder unter dem Label Sumerian. Ich muss zugeben, dass für mich auf diesen Alben insgesamt auch nur 5-6 Songs zu finden sind, die ich gerne und regelmäßig höre. Sie sind einfach anders. Hier ein Beispiel, welches mir sehr gut gefällt, aber den neuen Stil verdeutlicht:
Hier noch ein Song, der mir nicht so gefällt, damit ihr einen Eindruck bekommt:
2024 veröffentlichte Poppy ihr (zum Zeitpunkt dieses Beitrags) aktuelles Album „Negative Spaces“. Für mich persönlich stellt das Album ihren Höhepunkt dar. Es geht wieder stark in die Metal Richtung und fühlt sich für mich fast ein wenig wie Bullet for my Valentine an. Es gab sogar eine Kooperation mit Babymetal, welche ich recht gelungen finde. Hier ein paar meiner Favoriten:
Aktuell tourt Poppy mit Babymetal durch Europa. Obwohl ich auf keinem Konzert war, machen mich die Fotos und Videos der Shows richtig happy. Man sieht Poppy den Spaß regelrecht an, denn sie strahlt auf jedem Bild oder Video mehr als auf dem davor!
Projekte neben der Musik
Trotz der intensiven Arbeit an ihren eignen Alben hat Poppy noch einige Kooperationen mit anderen Künstlern gehabt, z.B. mit Grimes oder auch Bad Omens. Sie hat darüber hinaus neben der Musik auch eine eigene Biografie geschrieben und einen Kurzfilm gedreht, der Gerüchten zufolgen dieses Jahr um Halloween erscheinen soll. Darauf freue ich mich natürlich, aber was mich noch mehr begeistert hat, war ihre eigene Show „Improbably Poppy“, die aus sechs Episoden besteht und ziemlich an ihren alten Stil bzw. an die alten Youtube Videos erinnert. Jede Episode geht ca. 13-15 Minuten, hat Gäste, sprechende Plüschtiere, rätselhafte Themen und am Ende einen exklusiven Song. Hier findet ihr alle sechs Episoden und hier Episode 1 zum kurz reinschauen:
Wo geht die Reise hin?
Ich bin sichtlich beeindruckt von der Entwicklung, die Poppy in den letzten 10 Jahren durchgemacht hat. Sei es persönlich oder musikalisch. Sie definiert und verkörpert für mich persönlich alles, was einen guten Künstler ausmacht. Eigenes Wachstum, Weiterentwicklung, mutige Experimente mit neuen Genres, aber sich dennoch treu bleiben. Authentizität! Die skurrilen Videos und die vielfältige Musik sind genau mein Ding. Ich hoffe, wir dürfen davon in den kommenden Jahren noch viel mehr sehen. Zum Abschluß habe ich euch noch alle meine Lieblingssongs in eine Spotify Playlist gepackt. Wer nicht reinhört, ist selbst schuld <3
Nachtrag: Nur der Vollständigkeit halber und damit ihr wisst – mir ist natürlich bewusst, dass Poppy auch ihre berechtigten Kritiker hat. Nobody is perfect. Gerade bei den „Dramen“ damals mit Mars Argo und auch Grimes sehe ich die anderen Parteien eher im Recht als Poppy.